Hermann Sudermann

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Hermann Sudermann (* 30. September 1857 in Matzicken, Ostpreußen [heute: Macikai, Litauen]; † 21. November 1928 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Bühnenautor.

Leben und Werk[Bearbeiten]

Biographie[Bearbeiten]

Hermann Sudermann wurde als Sohn des Bauern und Bierbrauers Johann Sudermann und seiner Ehefrau Dorothea geb. Raabe in Matzicken bei Heydekrug im Memelland geboren. Die Familie des Vaters stammt ursprünglich aus den Niederlanden.

Zunächst besuchte Hermann die Volksschule in Heydekrug und anschließend die Realschule in Elbing, die er in der Obersekunda allerdings abbrach. Danach durchlief er eine Apothekerlehre, die er aufgrund von gesundheitlichen Problemen aufgeben musste, und trat 1872 in das Realgymnasium in Tilsit ein, an dem er 1875 seine Reifeprüfung ablegte. Darauf studierte er in Königsberg Geschichte sowie Philosophie und wurde Mitglied der freien Landsmannschaft Littuania. 1877 wechselte er an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, hatte mit finanziellen Problemen zu kämpfen und wurde Hauslehrer der Söhne des Schriftstellers Hans Hopfen und eines Bankiers. Schließlich brach er sein Studium ab und wechselte in die Journalistik, da seine Prosa- und Dramenversuche auf wenig Resonanz stießen.

1881 wurde er zunächst journalistischer Mitarbeiter der Liberalen Korrespondenz, danach Chefredakteur der liberalen Zeitung Das deutsche Reichsblatt in Berlin und 1882 Schriftleiter des Reichsfreunds, wo auch seine ersten Erzählungen publiziert wurden. 1891 heiratete er die geschiedene Schriftstellerin Clara Lauckner, die drei Kinder in die Ehe brachte, lebte in Königsberg, danach in Dresden, um sich 1895 aber endgültig in Berlin niederzulassen. Sein einziges leibliches Kind, die Tochter Hede, heiratete später ebenfalls einen Schriftsteller.

1900 wurde er Vorsitzender des Goethe-Bundes, der gegen die Verabschiedung der Lex Heinze durch den Deutschen Reichstag protestierte. Zu den mit ihm befreundeten Schriftstellern zählten Paul Heyse, Friedrich Spielhagen und Ludwig Fulda. Sudermann sammelte alles, was gut und teuer war, Gemälde und Skulpturen, unternahm Reisen nach Südtirol (Riva del Garda, Ultental), Italien, Griechenland, Ägypten, in den Vorderen Orient und nach Indien. Seit 1902 residierte der erfolgsverwöhnte Sudermann auf dem von ihm erworbenen Schloss mit großem Park des Landgutes Blankensee bei Trebbin. Das Schloss und den Park stattete er mit den Kunstgegenständen seiner Sammlung aus, darunter Stücke, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte. 1909 erwarb er eine repräsentative Villa in der Bettinastraße 3 im Grunewald, die er laut dort angebrachter Gedenktafel von 1916 bis zu seinem Tod als Stadtwohnung nutzte. Sein bevorzugter Wohnsitz blieb allerdings das Landgut Blankensee. Nach Sudermann Tod übernahm die Sudermann-Stiftung die Grunewald-Villa und unterhielt hier eine Gedenkstätte für Sudermann. 2005 verkaufte die Stiftung das Haus wegen Geldmangels; die Besitztümer Sudermanns wurden im gleichen Jahr versteigert.

Von der nationalen Begeisterungswelle zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auch Sudermann erfasst. Er verfertigte patriotische Lyrik und sammelte Spenden für durch Krieg in Not geratene Menschen. Zusammen mit Ludwig Fulda und Georg Reicke war er im Herbst 1914 einer der Verfasser des Aufrufs von 93 Gelehrten und Künstlern "An die Kulturwelt!". Nach 1918 gehörte er zu den Gründern des Bundes schaffender Künstler, wurde aber als politischer Opportunist verteufelt. 1924 starb seine Frau, mit der er trotz vieler ehelicher Spannungen lange zusammengelebt hatte.

Hermann Sudermann starb im Alter von 71 Jahren an einer Lungenentzündung mit vorausgegangenem Schlaganfall. Sein Stiefsohn Rolf Lauckner gründete ihm zu Ehren nach seinem Tod die Hermann-Sudermann-Stiftung, die bedürftige Autoren unterstützte.

Bibliographie[Bearbeiten]

  • Im Zwielicht. Zwanglose Geschichten. 1886.
  • Frau Sorge. 1887.
  • Geschwister. Zwei Novellen. 1888.
  • Der Katzensteg. 1890.
  • Die Ehre. 1891.
  • Sodoms Ende. 1891.
  • Jolanthes Hochzeit. 1892.
  • Heimat. 1893.
  • Es war. 1894.
  • Die Schmetterlingsschlacht. Komödie in 4 Akten. 1895.
  • Das Glück im Winkel. Schauspiel in 3 Akten. 1896.
  • Morituri. Teja. Fritzchen. Das Ewig Männliche. 1896.
  • Johannes. 1898.
  • Die drei Reiherfedern. Ein dramatisches Gedicht in 5 Akten. 1899.
  • Drei Reden. Gehalten von Hermann Sudermann. 1900.
  • Johannisfeuer. 1900.
  • Es lebe das Leben! 1902.
  • Verrohung der Theaterkritik. 1902.
  • Der Sturmgeselle Sokrates. 1903.
  • Stein unter Steinen. 1905.
  • Das Blumenboot. 1905.
  • Rosen. Drei Einakter (Margot, Der letzte Besuch, Die Feen-Prinzessin). 1907.
  • Das Hohe Lied. 1908.
  • Strandkinder. 1909.
  • Der Bettler von Syrakus. 1911.
  • Die indische Lilie. 1911.
  • Der gute Ruf. 1912.
  • Die Lobgesänge des Claudian. Drama in fünf Aufzügen. 1914.
  • Die entgötterte Welt. 1915.
  • Litauische Geschichten. 1917.
  • Die Raschoffs. 1919.
  • Der Hüter der Schwelle. 1921.
  • Das deutsche Schicksal. 1921.
  • Jons und Erdme. Eine litauische Geschichte. 1921.
  • Das Bilderbuch meiner Jugend. Autobiographie. 1922.
  • Wie die Träumenden. 1923.
  • Die Denkmalsweihe. 1923.
  • Der tolle Professor. Roman aus der Bismarckzeit. 1926.
  • Der Hasenfellhändler. 1927.
  • Die Frau des Steffen Tromholt. 1927.
  • Purzelchen. Ein Roman von Jugend, Tugend und neuen Tänzen. 1928.

Hermann Sudermann und Karl May[Bearbeiten]

Mays Ablehnung[Bearbeiten]

Die früheste bekannte Äußerung Karl Mays über Hermann Sudermann geht vermutlich in das Jahr 1898 zurück. In einem undatierten Brief an Marie Hannes schrieb er:

Mein Liebling, ich bitte Dich dringend – hüte dich ja vor Gerhart Hauptmann, Ibsen, Sudermann, dem zynischen Wüstling Grabbe! Ich bin förmlich darüber erschrocken! – Diese Lektüre beschmutzt und zerstört das weibliche Herz und Gemüth vollständig. Ich bin in sehr großer Sorge um Dich – Warum wendest Du Dich gerade diesen verderblichen Sachen zu. Auch Heine ist nicht zu empfehlen und Shakespeare noch zu schwer. Schönheit der Sprache und Gedankentiefe kannst du auch bei einem ganz verderblichen Buche finden.[1]

In einem Brief an seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld vom 7. November 1898 äußerte sich May über seine Werke:

Wir wissen ja, daß wir nicht nur für den Augenblick arbeiten, sondern für die Zukunft. Ein Recensent sagt: "Wenn die Ibsen, Hauptmann, Sudermann etc. längst vergessen sind, wird May in jeder Generation auch neu erstehen!"[2]

Der Recensent dürfte Ludwig Freytag sein, der am 28. Januar 1897 in einem Brief an Karl May meinte, dessen Werke werden dann noch praktisch fortleben, d. h. gelesen werden, wenn die Wildenbruch und die Ibsen und die Hauptmann etc etc längst in den Literaturgeschichten wesenlos spuken. Von Sudermann ist da allerdings nicht die Rede.[3]

Theaterbesuche zu dritt[Bearbeiten]

Am 7. Februar 1902 um sieben Uhr abends erlebte Karl May in Begleitung seiner ersten Frau Emma und der befreundeten Witwe Klara Plöhn im Dresdner Schauspielhaus die Tragödie Johannes von Hermann Sudermann. In ihrem Tagebuch vermerkte Klara Plöhn zur Aufführung:

Wirkte nicht so stark auf mich, wie seinerzeit in Berlin an der Seite meines über Alles geliebten Mannes.[4]

Das nächste Theaterstück Sudermanns, das die drei wiederum im Schauspielhaus Dresden erlebten, war am 14. März, 7 Uhr, das Drama Es lebe das Leben. Klara Plöhns Tagebucheintrag dazu:

Ein feines Werk, welches uns zeigt, daß die Ehe ein furchtbares Band sein kann – – – wie bei Mays – – – in der die edelsten Menschen zugrunde gehen müssen. Mögen sie sich zur Moral auch durchringen. Ein bitteres, furchtbares Fragezeichen dieses qualvolle Elend in Glanz und Schimmer.[5]

Im Dresdner Residenztheater sahen Mays und Frau Plöhn am 15. April um halb acht Uhr abends Hermann Sudermanns Künstlerdrama Sodoms Ende mit Josef Kainz, der dort vom 15. bis 21. April ein Gastspiel gab. Klara Plöhns Eintrag dazu:

Dichter und Schauspieler leisteten das Beste, Sudermann zeichnet die menschliche Verkommenheit in bunten und dennoch weichen Farben. Man muß selbst mit der verkommenen Frau Adah Mitleid haben, die doch die Schuld am Untergang zweier blühender Menschenleben trägt. Wie richtet sie den talentvollen Maler Willy Janikow [dargestellt durch Josef Kainz] durch ihre Genußsucht zu grunde. Der Mann hat seinen inneren Halt verloren und we[c]kt im Taumel der Leidenschaft die Liebe seines, ihm von seinem Lehrer anvertrauten Pflegekindes Klärchen. Er treibt das liebe Wesen in den Tod und geht selbst zu grunde, da sein törichtes Leben ihn aufgerieben.[6]

Schon drei Tage später, von halb acht bis zehn Uhr abends besuchten die drei im gleichen Haus die Aufführung von Sudermanns Morituri, das aus drei Einaktern besteht. Im Tagebuch bemerkt Frau Plöhn dazu:

"Teja" der Gotenkönig "Fritzchen" "Das Ewig-Männliche". Kainz erledigte alle Drei meisterhaft.[7]

Am 14. Mai um halb acht Uhr erlebten Karl und Emma May sowie Klara Plöhn die Aufführung des Schauspiels Johannisfeuer von Hermann Sudermann im Dresdner Schauspielhaus. Tagebuch Klara Plöhns:

Wie gut zeigt der Dichter, daß das Blut der Erzeuger im Kinde weiter wirkt. Alle Erziehung vermag daran nichts zu ändern. Vererbung, dazu ein Nothstandskind. – – – Man sollte doch gefallene Frauen nie verurtheilen. Sie schützen wo und wie man kann. Was hat Heimchen gelitten und wie wird sie noch zu leiden haben? Wie gewaltig greift der Hilfsgeistliche in die Saiten: Jeder Mensch hat seine ureigene Melodie, die allein kann niemand dem Anderen rauben. Das Göttliche im Menschen.[8]

Sudermanns Schauspiel Heimat sahen die drei am 15. Juni um halb acht Uhr abends im Schauspielhaus Dresden. Hierzu gibt es einen kurzen Tagebucheintrag Klara Plöhns:

Gut, sehr gut, reicht aber nicht ans "Johannisfeuer".[9]

Theaterbesuche zu zweit[Bearbeiten]

Am 4. März 1903 wurde die Scheidung von Karl und Emma May rechtskräftig; am 30. März fand die standesamtliche Trauung Karl Mays mit Klara verw. Plöhn geb. Beibler statt.

Beim Kuraufenthalt Karl und Klara Mays in Bad Salzbrunn im Frühsommer 1907 besuchten sie regelmäßig das dortige Kurtheater, in dem auch Stücke von Hermann Sudermann aufgeführt wurden. So sahen sie am 18. Juni wieder das Schauspiel Heimat.[10]

Das Schauspiel Johannisfeuer erlebten sie am 28. Juni zum wiederholten Male. Klara May vermerkte dazu in ihrem Tagebuch:

[...] man muß Sudermann oft sehen, dann kommen immer neue Schönheiten zum Vorschein. Jedenfalls seine beste Arbeit.[11]

Ein wohl auf Anfang Juli 1907 zu datierender Tagebucheintrag Klara Mays lautet "Fritzchen" Sudermann. Möglicherweise besuchten Karl und Klara May vor ihrer Abreise aus Bad Salzbrunn (3. Juli) dort eine Aufführung dieses Einakters.[12]

Von Ende Januar bis 18. März 1909 gastierte im Radebeuler Hotel Vier Jahreszeiten die Theatertruppe "Zahn'sches Ensemble" unter der Leitung von Julius Zahn. Klara May trug (undatiert) in ihr Tagebuch ein:

Arme, aber gute Schauspieler baten um Unterstützung. Sie spielten in Radebeul. Karl gab über 100 M[ark]. Ich eine Menge Stoffe etc. Die Schüler der Gewerbeschule konnten auf unsere Rechnung die Vorstellungen besuchen, wir selbst gingen zu folgenden Aufführungen: [...] 5. "[Das] Glück i[m] Winkel" Suderm[ann]. [...] 8. "Sodoms Ende" Sudermann. [...] – 11 x eine Leistung![13]

Die Aufführung des Schauspiels Das Glück im Winkel fand am 4. März statt,[14] Sodoms Ende folgte am 15. März.[15]

Sonstiges[Bearbeiten]

Möglicherweise war der Fabrikant Carl Georg Fritsch mit Hermann Sudermann bekannt. Fritschs Tochter war "Karl Mays schöne Spionin" Lu Fritsch. Am 31. August 1910 fragte Klara May in einem Brief an Lu, ob ihr Vater mit Sudermann gesprochen habe.[16]

In einem Brief Victor Ziels an Karl May vom 21. September heißt es:

Für 50 Dollar hätten Sie sich in Amerika den Doktortitel gekauft, ich glaubte bisher, derselbe hätte wenigstens 250 gekostet & sei mit bestimmten Kenntnissen verbunden gewesen. Ich für m[eine] Person finde so etwas abstoßend! Sie sollten sich doch nicht mit solchem Titel bekleiden [...] Wie machen's die wahrhaft Großen? Kennen Sie Dr. Byron, Dr. Shakespeare, Dr. Schiller, Dr. Hauptmann, Dr. Sudermann, Dr. Gorki, Dr. Tolstoi? u. s. w. Ich nicht!!![17]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 177 f.
  2. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 182.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik II, S. 12.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 16.
  5. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 34.
  6. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 47 f.
  7. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 48.
  8. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 58.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik III, S. 67.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 208.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 211.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 212.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 495 f.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 502.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 508.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 292.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 314.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.