Im Tal der Bücher

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Im Tal der Bücher. Ein Roman phantastischer Reisen oder eine Improvisation über Motiven aus den Amerika-Erzählungen von Karl May – mit anderen anderen Worten: ein Pastiche – ... auf jeden Fall aber: ein Märchen ist ein dreiteiliger Karl-May-Roman von Cornelia Panzacchi.

Erscheinung[Bearbeiten]

Die drei Teile erschienen im Igel Verlag Literatur, Oldenburg unter den Einzeltiteln:

Ein Auszug aus Die Auen wurde in den Sammelband Die blaue Schlange aufgenommen.

Inhalt[Bearbeiten]

Die Handlungszeit wird mit „Mai 189...“ angegeben und von Joachim Biermann auf 1896 datiert.[1] Die ersten beiden Bände umfassen einen Zeitraum von vier bzw. elf Tagen, während der dritte Band zunächst den 15. Tag fortsetzt, dann aber für die Reise nach und den Aufenthalt in England bzw. dem Tal der Bücher auf weitere Tagesangaben verzichtet.

Die Auen[Bearbeiten]

Der Band beginnt mit einer kurzen Übersicht über Mays Biografie (Das Leben eines Schriftstellers) und endet mit Einige[n] Anmerkungen zu diesem Roman, in denen die Autorin ihre Herangehensweise erläutert.

Winnetou besucht die Villa "Shatterhand." zunächst inkognito unter dem Namen Latréaumont, gibt sich May aber bald zu erkennen. Er erzählt ihm vom Tal der Bücher, in dem literarische Figuren existieren. Winnetou hat einen Weg gefunden, dieses Tal zu verlassen und dorthin zurückzukehren, wobei der Übergang zwischen dem Tal und der realen Welt an der Südküste Englands liegt. Beim Übertritt in die reale Welt kann er steuern, in welcher Zeit er landet, wobei der Zeitraum durch den Beginn seiner literarischen Existenz und das Ende des ihn betreffenden literarischen Konsums begrenzt wird. Die Zeit im Tal der Bücher verläuft langsamer als in der realen Welt und, da er dieser Gesetzmäßigkeit unterworfen ist, kann er in der realen Welt tagelang ohne Nahrung auskommen. Winnetou nutzte die Gelegenheit sich über die reale Welt zu informieren und anzupassen. Reisen in die Zukunft erlaubten ihm, die Sekundärliteratur über May zu studieren. Allerdings ist es ihm nicht möglich, schriftliche Zeugnisse zu hinterlassen, da alles sofort zu verblassen beginnt. Während seines Aufenthalts bei May erkrankt Winnetou kurz, aber schwer und in Rückblenden erfährt man, wie er nach seinem literarischen Tod dem Grab entsteigt und bei Figuren aus Gustave Flauberts Roman Madame Bovary unterkommt.

Winnetou stellt Vergleiche zwischen Old Shatterhand und dem echten May an. Aus ihren Gesprächen wird klar, dass Winnetou ihr Verhältnis und sein Leben anders wahrgenommen hat, als May sie in seinen Büchern dargestellt hat bzw. dass May nicht alles, was er sich gedacht auch so niedergeschrieben hat.

Es kommt zu Begegnungen mit Emma May, Richard Plöhn, Mays Pudelterrier, aus dessen Perspektive ebenfalls erzählt wird, und dem Hausmädchen Mila. Letztere ist Mays uneheliche Tochter – eine bewusste Fiktion der Autorin –, die ihn als ihren leiblichen Vater identifiziert hat, und sich inkognito als Hausmädchen hat einstellen lassen, um ihn kennen zu lernen. Winnetou verliebt sich in die selbstbewusste Journalistin. Nachdem er May zukünftige Kritiken bzw. Einschätzungen seiner Persönlichkeit und Milas wahre Identität enthüllt, erleidet May einen Nervenzusammenbruch.

Im Thalkessel[Bearbeiten]

Der Nervenzusammenbruch gestaltet sich bezüglich Dauer und irrsinnigem Verhalten analog zu jenen der zukünftigen Orientreise. In den nächsten Tagen versucht May, sich mehrfach das Leben zu nehmen, was vor allem durch Winnetou verhütet werden kann, der dabei an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit gelangt. Es gipfelt in dem Versuch, Winnetou derart zu provozieren, damit dieser ihn im Affekt umbringe.

Nachdem Mays Irrsinns-Zustand endet, trifft verspätet Sigmund Freud, Milas Verwandter, ein, den sie um Hilfe gerufen hatte. Winnetou kennt Freud bereits von einer früheren Reise in die Zukunft, so dass ihre aus Winnetous Sicht erneute, aus Freuds Sicht erste Begegnung zu einem Zeitparadoxon führt. Als sich die Gesamtsituation wieder normalisiert, kommt es zur Aussprache zwischen May und Mila und sie und Winnetou werden ein Paar. Bei Abendessen und einem Ausflug, an denen auch Richard und Klara Plöhn teilnehmen, legt Mila ihre Rolle als Hausmädchen gänzlich ab.

Das Gold der Apachen[Bearbeiten]

Zusammen mit May kehrt Winnetou, der nun zumeist Miguel genannt wird, in sein Haus in England nahe dem Übergang zum Tal der Bücher zurück. Mila, die Mays Hund mitführt, folgt ihnen nach. Winnetou entpuppt sich als reich, da er auf die in Mays Büchern erwähnten Goldlager immer wieder zurückgreifen kann und ihre Erträge in der realen Welt am Kapitalmarkt anlegt. Mit den Gewinnen will er einen Plan ausführen, der die reale Welt ins Chaos stürzen würde.

Nach einem Beziehungsstreit zwischen Winnetou und Mila geraten er und May getrennt von ihr und dem Hund jeweils ungeplant in das Tal der Bücher. Dort bewegt man sich, in dem man an den Ort denkt, an den man gelangen möchte. Da die Literatur mehrerer Epochen dort zusammenkommt, durchmischen sich sowohl Figuren als auch Technik unterschiedlicher Zeiten. So verfügt beispielsweise das Pueblo der Apachen über W-Lan.

Auf dem Weg dorthin kommt es zu Begegnungen mit Nscho-tschi, die zumeist Luz genannt wird, und ihrem Lebensgefährten, dem Rechtsanwalt Joe, der eigentlich Karl heißt (Andeutungen lassen die Interpretation zu, es handele sich um Karl Roßmann aus Franz Kafkas Roman Amerika) und dessen erste Begegnung mit Winnetou bereits in Rückblenden im ersten Band beschrieben wurde. Beide trennen sich von der Gruppe, bevor sie das Pueblo erreichen. Beim Pueblo kommt es zu Begegnungen mit Intschu tschuna und dessen Lebensgefährtin Lupe Sanchez sowie Djibi Seck, der die farbigen Figuren Mays (Sam, Bob, Masser Bob, Herkules, Quimbo, Somi) in einer Person vereinigt, und Marion, die auch Mariam genannt wird. Rückblenden zeigen Nscho-tschi und Intschu tschuna nach ihrem literarischen Tod und wie die Beziehungen zu den neuen Figuren zustande kam. Beispielsweise wurde Marion von Nscho-tschi und Djibi aufgenommen, nachdem sie in einer New Yorker U-Bahn Ende des 20./Anfang des 21. Jahrhunderts vergewaltigt worden war.

Winnetou wird die ganze Zeit von Aufgaben und Hilfeleistungen in Anspruch genommen. Er schickt Djibi aus, der Berichte über Dinosaurier im Apachengebiet überprüfen soll, aber nicht zurückkehrt. Auch Nscho-tschi und Joe können nicht zum Pueblo zurückkehren, nachdem sie Santer aufgegriffen haben und sich nach dessen Flucht aus den Augen verlieren. Als dann auch noch May verschwindet, macht sich Winnetou mit dem Hund auf die Suche nach den Vermissten, kann aber, weil er an verschiedene verschwundene Personen und an die zurückgelassene Mila gleichzeitigt denkt, nicht ans Ziel gelangen. Später begeben sich auch Mila und Marion auf die Suche und finden den von einem Dinosaurier schwer verwundeten Djibi. May trifft derweil auf Santer, der ihm wie ein Zwilling ähnelt. In der Folge verlieren sich die Figuren und finden sich in neuen Konstellationen wieder. Auch kommt es zu weiteren Begegnungen mit literarischen Figuren außerhalb des Mayschen Kosmos (das Kleeblatt wird nur kurz erwähnt). Zwischenzeitlich setzt Santer May unter Drogen, sperrt Winnetou und Mila in einer Höhle ein und versucht, Joe auf seine Seite zu ziehen. Schließlich finden sich Nscho-tschi und Joe, Djibi und Marion sowie Winnetou und Mila in Santers Hotel ein, in dem er May gefangen hält und wo sie seine Machenschaften zu hintertreiben versuchen. Santer hat ebenfalls einen Weg in die reale Welt gefunden und lockt Autor:innen in sein Hotel, damit sie Texte nach seinen Vorstellung schreiben, die er Verlegern in der realen Welt anbietet, um dadurch Kontrolle über das Tal der Bücher zu erlangen. Dies erklärt die Anwesenheit der Dinosaurier im Apachengebiet. Als Santer die Held:innen festsetzen kann, löst May mit der Feststellung, alles sei nur Fiktion, eine Explosion aus, die sie in die reale Welt der 2000er Jahre schleudert. Intschu tschuna, der sich mit dem Hund und seinen Apachen zur Befreiung aufgemacht hatte, findet das Hotel zu großen Teilen zerstört vor. Joe wurde nicht aus dem Tal der Bücher geschleudert, sondern vom ebenfalls zurückgebliebenen Santer gefangen genommen.

May und Mila werden mit den Technologien der zukünftigen realen Welt konfrontiert. Nachdem Mila bereits aus Winnetous Büchern im Pueblo, die aus der Zukunft stammen, über einige zukünftige Ereignisse gelesen hatte, erfährt nun auch May u. a. vom Holocaust. Nachdem Djibi nicht mit den anderen in Südengland gelandet war, können Nscho-tschi und Winnetou ihn in Afrika aufspüren, reisen mit den anderen dorthin und finden dort einen weiteren Übergang in das Tal der Bücher. Nach einem Kurzauftritt Halefs, können sie Joe befreien, wobei Santer vermeintlich getötet wird. Winnetou will nun das Gold vom Nugget-tsil bergen, um seinen Plan umzusetzen. Auf dem Weg dorthin werden sie von Santer in einer Schlucht angegriffen. Halef, Sam Hawkens und weitere Figuren, mit denen sie zwischenzeitlich zusammengetroffen waren, kommen ihnen zu Hilfe und unterstützen anschließend die Bergung des Goldes.

May und Mila kehren in die reale Welt ihrer Zeit zurück. May wird auf dem Laufenden gehalten, wie sie Winnetou heiratet und Zwillinge bekommt (Nscho-tschi erwartet ein Kind von Joe). Die Familie ist während Mays Wiener Rede zugegen. Da Mila den jungen Adolf Hitler nicht unter den Zuhörern ausmachen kann, verpasst sie die Chance, die Zukunft zu ändern. Über die Ausführung von Winnetous Plan erfährt man nichts Weiteres.

In einem Postskriptum führt Panzacchi jene Autor:innen auf, von denen sie Inspirationen für ihr Werk erhalten hat, u. a. Erich Loest, Peter Henisch und Hans Wollschläger.

Schreibstil[Bearbeiten]

Biermann stellt fest: „die Autorin (hat) eine recht anspruchsvolle Erzählperspektive gewählt, besteht der Roman doch über weite Strecken aus einer Art innerem Monolog diverser handelnder Personen. Wenn die Perspektive oft unvermittelt wechselt, ist es manches mal nicht ganz einfach, zu erkennen, wessen Gedanken nun wiedergegeben werden.“[2] Durch die teilweise ausschließliche Nutzung der Pronomina „er“ und „sie“ muss aus der Handlung geschlossen werden, von welcher Figur überhaupt die Rede ist. Auch das unvermittelte Einfügen von Rückblenden kann Lesende verwirren, wenn die gleichen Figuren auf unterschiedlichen Zeitebenen agieren, so erhält man beispielweise den Eindruck, Winnetou befinde sich zeitgleich im Pueblo, in New York und auf einem Schiff auf dem Weg ins literarische England.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. J. Biermann: Neuer Karl-May-Roman erschienen. 2004, S. 58.
  2. J. Biermann: Neuer Karl-May-Roman erschienen. 2004, S. 59.

Literatur[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]