Fex

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Werke mit
Fex
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Der Weg zum Glück

Fex (kniend) erfährt Näheres über seine Herkunft.

Fex oder auch Wasserfex ist Fährmann beim Thalmüller in Scheibenbad. Er gilt als Findelkind, dessen vermutliche Mutter eine Zigeunerin war, und als geistig zurückgeblieben. Eine Schulbildung hat er nie erhalten.

Wer den Fex [...] erblickte, mußte sich mit Staunen fragen, wie er zu diesem erniedrigenden Beinamen gekommen sei. Freilich, er war mehr als armselig gekleidet. Schuhe trug er gar nicht; seine Füße waren nackt, und die Wadenstrümpfe, welche bis an das ebenso nackte Knie reichten, waren mit allen möglichen Farben geflickt, gestopft und ausgebessert, ebenso die kurzen Kniehosen, welche nicht einmal von einem Gürtel sondern nur von einer groben Hanfschnur an den Hüften festgehalten wurden. Eine Weste gab es auch nicht, und die dunkle Jacke war auch vielfach ausgebessert und ihrem Träger zu kurz geworden. Das weiße Hemde bestand aus den verschiedensten Flecken, Leinen, Halbleinen und Kattun von ebenso verschiedener Feinheit, aber es war sauber gewaschen.
Ueberhaupt machte der junge Mensch trotz der großen Aermlichkeit seines Anzugs den Eindruck peinlichster Sauberkeit und – – noch Etwas, was sich aber gar nicht so leicht herausfinden ließ. Fühlen konnte man es wohl, aber beschreiben nicht.
Seine Gestalt war schlank aber nicht schwächlich; seine Glieder standen im schönsten Verhältnisse zu einander, und wer ihn zum ersten Male sah, dem wurde es schwer, den Blick von seinem Gesicht abzuwenden, denn dieses Gesicht war ein eigenartig schönes. Der kleine, feine Mund, über welchem die ersten Sprossen des Bartes keimten, die zart gebogene Nase mit den beweglichen Flügeln, die hohe Stirn mit den tiefdunklen Brauen, unter denen ein Paar tiefe, große Augen in der Bläue des Himmels leuchteten, das volle, blonde, kaum zu bewältigende Haar und dabei eine Haltung, so ungezwungen und doch dabei so stolz und selbstbewußt – das bildete ein Ganzes, [...][1]

Im Laufe des Romans enthüllt sich die Herkunft des Jungen: Sein eigentlicher Name ist Curty von Gulijan und seine Eltern waren Samo und Etelka von Gulijan, die vom Silberbauern und vom Thalmüller ermordet wurden. Als kleines Kind wurde der Fex von dem Zigeuner Barko im Auftrag des Silberbauern entführt. Das Kind wuchs bei seiner ehemaligen Amme, der Zigeunerin Mylla auf. Als es etwa vier Jahre alt war, kam es mit Mylla nach Scheibenbad. Es beobachtete, wie der Müller die Zigeunerin, die der Fex für seine Mutter hält, erwürgte, schwieg aber aus Angst. Ein Holzknecht nahm sich seiner an. Als dieser starb, wollte keiner das Kind haben. Die Gemeinde gab es dann zum Thalmüller.

"[...] Der hat ihn erzogen, aber wie. Mit der Peitschen, mit Hunger, Durst, Frost und nix weiter sonst. [...] Der Bub hat alle Schul versäumen müssen und nix lernen können, weil er für vier Personen arbeiten mußt. [...] Er bekommt halt keinen rothen Pfennig dafür, [...]"[2]

Alle Einnahmen aus dem Fährdienst muss der Fex beim Müller abliefern. Er schläft im Sommer wie im Winter in der Fähre. Mit dem Wasser ist er so vertraut, dass er schon einigen Leuten das Leben gerettet hat.

Unter dem Grab der Zigeunerin hat er eine Höhle entdeckt, die er zu einem Versteck ausbaut und in der er die versteinerte Leiche der Zigeunerin, deren Grab sich gesenkt hatte, aufbahrt.

Der Fex liebt Paula Kellermann, die Tochter des Thalmüllers, die er vor den groben Belästigungen des Fingerlfranz beschützt. Mit Hilfe des Wurzelsepp kann er dem Müller Papiere entwenden, die Aufschluss über seine Herkunft geben. In seiner Höhle hat der Fex auf einer alten Violine, die ihm die Zigeunerin hinterlassen hatte, autodidaktisch spielen und komponieren gelernt. Als bei einem Konzert in Scheibenbad, in dem auch die Muhrenleni und Franz Liszt auftreten, Sepp den Violinvirtuosen Antonio Rialti ausfallen lässt, springt der Fex für diesen ein und feiert stürmische Triumphe. Der König, den der Fex kurz zuvor vor dem Ertrinken retten konnte, lässt ihn in Paris und Italien zum Virtuosen und Dirigenten ausbilden.

Seine Identität als Baron von Gulijan wird durch ein Geständnis des Silberbauern geklärt. In Wien soll sein Anspruch auf die Baronie gerichtlich festgestellt werden. Sein Cousin, Terzky von Gulijan, versucht mit Hilfe des Verbrechers Salek, die Beweispapiere an sich zu bringen. Das wird von Graf Senftenberg entdeckt, der mit Sepp das Verbrechen aufklärt. Die Verbrecher werden bei der Übergabe verhaftet und der Fex als rechtmäßiger Baron von Gulijan bestätigt.

Seine alte Freundin, Paula, war aus Scham über die Schande, dass ihr Vater ins Zuchthaus muss, von zu Hause weggegangen. In Wien findet der Wurzelsepp auch eine Spur von ihr. Zusammen mit dem Fex befreit er sie in Triest aus den Händen von Mädchenhändlern.

Der Fex und Paula beschließen zu heiraten.

Der Fex – jetzt kaum zwanzig Jahre alt – komponiert die Oper Götterliebe, deren Uraufführung er in Scheibenbad dirigiert.

Sonstiges[Bearbeiten]

Nach Harald Mischnick ist der historische "Geigerkönig" August Wilhelmj (* 1845; † 1908) ein Vorbild für den Fex. Mischnick weist in seinem Aufsatz auf die Namensähnlichkeit (von Wilhelmj über Wilhelm und Guillaume zu Gulijan), auf die Beziehungen zu Liszt und Wagner sowie auf die naheliegenden Wohnorte August Wilhelmjs und Karl Mays hin.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 30078 f. (vgl. KMW-II.26, S. 214).
  2. Karl May: Der Weg zum Glück. In: Karl Mays Werke, S. 30053 (vgl. KMW-II.26, S. 197 f.).

Literatur[Bearbeiten]

Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.