Jesiden

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Der Begriff Jesidentum (auch Jesidismus) bezeichnet eine monotheistische Religion, die ausschließlich unter Kurden verbreitet ist. Die Jesiden (kurd. Êzidîtî) sprechen das nordkurdische Kurmanji als Muttersprache.

Allgemeines[Bearbeiten]

Grabmal von Scheich Adi

Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln in ihrer eigenen Sicht wohl weit vor dem Christentum liegen. Das Jesidentum kennt keine verbindliche religiöse Schrift, wie es vergleichbar die Bibel für die Christen ist. Die Vermittlung religiöser Traditionen und Glaubensvorstellungen beruhte – bisher – ausschließlich auf mündlicher Überlieferung.

Gott ist allmächtig und erschuf die Welt. Nach jesidischen Vorstellungen wäre Gott schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich existieren lassen würde. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Gestalt des Bösen. Die Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil allein sein Aussprechen die Anzweiflung der Allmächtigkeit Gottes bedeuten würde.

Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben.

Eine zentrale Bedeutung in den jesidischen Glaubensvorstellungen hat Taus-i Melek, der "Engel Pfau", dessen Symbol – wie es der Name sagt – ein Pfau ist. Nach der jesidischen Mythologie hat er in besonderer Weise der Allmächtigkeit Gottes gehuldigt und wurde deshalb von Gott zum Oberhaupt der sieben Engel erkoren. Er nimmt eine Art Stellvertreterfunktion Gottes ein. So symbolisiert Taus-i Melek in der jesidischen Theologie nicht das Böse und ist auch kein in Ungnade gefallener Engel.

Eine zweite wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. bis 13. Oktober das "Fest der Versammlung" (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als "heilige Steine" (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.

In der Abwehr gegen den Islam entstand das zwingende Gebot bei den Jesiden, keine Andersgläubigen zu heiraten. Bei dieser endogamen Heiratsregel handelt es sich um einen historisch entstandenen Schutzmechanismus, der in der Verfolgungssituation den Zusammenhalt und die Solidarität der Jesiden stärkte und seither fest in der jesidischen Gemeinschaft verankert ist. Spätestens seit dem 12. Jahrhundert gibt es innerhalb der jesidischen Gemeinschaft mehrere Kasten, die auf den Reformer des Jesidentums, Scheich Adi, zurückgehen.

bei Karl May[Bearbeiten]

In den ersten beiden Bänden von Karl Mays Orientzyklus spielen die Jesiden eine große Rolle. Er beschreibt sie als unterdrückte Minderheit und geht ausführlich auf ihren Glauben ein. Kara Ben Nemsi nimmt die "Dschesidi" gegen die Vorurteile seines Begleiters Hadschi Halef Omar, der sie "Teufelsanbeter" nennt, in Schutz.

Die Jesidi haben zwei Führer, einen militärischen und einen geistlichen. Oberhaupt und militärischer Führer der Jesidi ist Ali Bey, der geistliche Führer nennt sich Mir Scheik Khan (Durchs wilde Kurdistan). Dem geistlichen Führer unterstehen die Pir (Hohepriester), deren oberster Pir Kamek ist.

Eines ihrer wichtigsten Symbole ist der Hahn als Zeichen der Wachsamkeit – auch von Jesus in diesem Sinne gebraucht. Satan nennen sie nie, weil er noch die Macht wie die Qual der Hölle hat; aber auch er wird durch Gottes Allbarmherzigkeit und ist dann wieder der mächtige Engel, der er vor seinem Sturz war, weshalb es nicht geraten ist, ihn jetzt zu beleidigen.

Diese Einstellung und das daraus resultierende Verhalten, gepaart mit der – besonders bezüglich anderer Religionen – oft geschilderteten Unwissenheit muselmanischer Osmanen, gebar die Gerüchte von der Teufelsanbetung.

Kara Ben Nemsi erfährt vom Mutessarif von Mossul, dessen Gast er war, dass die Türken die Jesidi überfallen wollen. Er trifft nur wenige Tage vor dessen Truppen in Baadri nahe Scheik Adi ein und wird, nicht zuletzt dank seiner Hilfe für drei Jesiden, die er im Tal der Stufen befreit hatte, nicht nur mit offenen Armen begrüßt, sondern auch zum Bleiben und zur Teilnahme am höchsten Fest der Jesidi eingeladen. Ali Bey erzählt von Truppenkonzentrationen und Kara Ben Nemsi bringt ihn durch gezielte Fragen zur Überzeugung, dass diese den Jesidi gilt, ehe er – nun nicht mehr gegen seine Pflicht als früherer Gast des Mutessarif von Mossul verstoßend – selbst mit seinem Wissen herausrückt.

Die Gefahr kennend ist es Ali Bey ein Leichtes, ihr zu begegnen: er schließt die Truppen ein, indem er die Talhänge besetzt und den Talausgang mit der den Türken mittlerweile abgenommenen Artillerie schließt ("Talkessel", Mays Spezialität...). Er kann die Truppen schnell vernichten.

Nachdem ein erster Parlamentär von den Türken erschossen wurde und Pir Kamek Omar Amed, der ihn gefoltert und seine Familie hingeschlachtet hatte, in den Flammentod gerissen hat, übernimmt nun Kara Ben Nemsi das Amt des Unterhändlers, vermittelt einen Waffenstillstand und entlarvt den Mutessarif des Verrats, wodurch auch dieser in die Hände der Jesidi fällt, ehe er vom obersten Heeresrichter zusammen mit dem Makredsch von Mossul abgesetzt wird.

Kara Ben Nemsi bleibt noch bis zum Ende des Festes bei den Jesidi. Schon im Vorfeld hat er den Kol Agassi Nasir als Spion festgenommen, ihm aber die Freiheit gegeben. Dies wie sein Verhalten gegenüber den eingeschlossenen Truppen und gegenüber den Jesidi wird ihm im Verlauf weiterer Reiseabenteuer sehr zustatten kommen: Nasir trifft er in Istanbul wieder, einen anderen Offizier, als er in Im Reiche des silbernen Löwen II vor Gericht steht, und von den Jesidi profitiert er wiederholt auf verschiedenen Reisen in Kurdistan.

Quellen Mays[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Eckehard Koch: "Die Dschesidi haben von allen Religionen nur das Gute für sich genommen". Karl Mays Bild von den Yeziden. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft (M-KMG) Nr. 155/März 2008, S. 35 ff.
  • Michael Koch: "Meine Sehnsucht ist das Licht". Anmerkungen zu den Glaubensgemeinschaften der Yezidi und der "Lichtverlöscher" – Teil II. In: M-KMG Nr. 159/März 2009.
  • Antonia Graichen: Teufelsanbeter oder Edelmenschen? Das Bild der Eziden in Karl Mays Orientzyklus. Tectum-Verlag, Marburg 2014, ISBN 978-3-8288-3394-4.

Weblinks[Bearbeiten]