Heimkehr (Gedicht)
Heimkehr, auch Ich will zurück, Ich kehre heim, Glaubensheimath und Heimweh genannt, ist ein Gedicht von Karl May.
Inhaltsverzeichnis
Text[Bearbeiten]
- Heimkehr.
- Ich kehre heim! Auch ich ging wie die Andern
- Hinaus ins Leben, in die weite Welt.
- Doch nirgends bot sich mir bei meinem Wandern
- Die rechte Stelle für mein kleines Zelt.
- Es störte mich das Locken und das Prahlen
- Mit nichtgem Tand, mit eitlem Trug und Schein;
- Ich wollte nicht das Blei mit Gold bezahlen
- Und nicht der Erde meinen Himmel weihn.
- Ich kehre heim! Ich sehe rings ein Trachten
- Nach Zielen, die nicht meine Ziele sind.
- Ich will zur Heimath; mag man mich verachten,
- Daß da ich sein will, wo ich war als Kind.
- Ich will zurück zu jenen selgen Tagen,
- Wo ich an dich und deiner Engel Schaar
- So innig glaubte, ohne viel zu fragen,
- Und nur dein Kind und gar nichts Andres war.
- Ich kehre heim! Ich bin des Hastens müde
- Nach Flitterkram, nach gleißnerischem Ruhm.
- Sei du mein Stab; führ mich in deiner Güte
- Zu meiner Kindheit süßem Heiligthum!
- Ich weiß es ja, dies Trachten und dies Dichten
- Bringt nicht das wahre Heil, das wahre Glück;
- Ich will so gern, so gern darauf verzichten
- Und kehr in meine Jugendzeit zurück.
- Ich kehre heim! Ich sehne mich nach Ruhe,
- Und diese find ich nur und nur in dir,
- Denn was ich für das Zeitliche hier thue,
- Das rächt sich an dem Ewigen in mir.
- Ich kehre heim. Mein himmlischer Berather,
- Ich bin so gern dein Kind, so gern noch klein;
- Du warst schon meiner Jugend Schirm und Vater
- Und sollst es, wenn ich sterbe, auch noch sein![1]
Textgeschichte[Bearbeiten]
Manuskript[Bearbeiten]
Während seiner Orientreise schrieb Karl May dieses Gedicht am 13. August 1899 in Jerusalem. Zunächst hatte das Poem keinen Titel. In einem auf den gleichen Tag datierten Brief an seine Frau Emma und das Ehepaar Richard und Klara Plöhn, der auch ein Manuskript des Gedichts enthält, findet sich die Bemerkung:
- Ich konnte [...] nicht weiterschreiben und bin hinauf auf das Dach gestiegen und da bis heut früh herumgelaufen. Jetzt ist Sonntag, d. 13te. Auf dem Dache, unter Sternenschein und fliegenden Sternschnuppen ist folgendes Gedicht fertig geworden:
- Ich will zurück (Glaubensheimath)
- Ich will zurück! Auch ich ging wie die Andern,
- [...]
- Meine liebe Emma, diese 4 Strophen sind mir nicht blos dichterisch gelungen, sondern sie bedeuten auch noch ein ganz anderes Gelingen [...] Und so soll dieses Gedicht auch eine Antwort sein für die andern Feinde, die mich um meinen Schriftstellerruhm bringen wollen [...] Ich komme mir oft vor wie Simson mitten unter den Philistern: Von allen Seiten Feinde und Kampf, nur allein von oben nicht. Ich habe nur immer, immer um mich zu schlagen; aber das wird nun wohl bald enden, und dann kommt der Friede, dessen Segen mir in Eurer Mitte blühen wird [...][2]
May trug dieses Gedicht - spätestens am 20. August 1899 - in das Gästebuch des Llloyd-Hotels Fast in Jerusalem ein. Heinrich Tschöpe fertigte 1902 eine Abschrift an und veröffentliche es am 20. August 1910 als Leserbrief in der Berliner Tageszeitung "Deutsche Warte".
Als Unterschied zur oben angegebenen Fassung fällt vor allem der Strophenanfang auf, der statt Ich kehre heim jeweils Ich will zurück lautet.
Himmelsgedanken.[Bearbeiten]
Am 18. Dezember 1900 erschien ein Gedichtband Mays mit dem Titel Himmelsgedanken im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld.[3] In dieser Ausgabe ist das Gedicht auf den Seiten 123 und 124 enthalten. Der auf der gegenüberliegenden Seite abgedruckte Aphorismus lautet:
- Den Zweifler kannst du noch überzeugen, den Ungläubigen nicht; seine Umkehr steht allein in Gottes Hand.[4]
Am 12. März 1908 fand im Radebeuler Albertschlösschen ein Rezitationsabend mit dem Vortragskünstler Ado Conrad statt, den der Gewerbeverein Radebeul veranstaltete. Karl May und seine zweite Frau Klara sind bei dem Abend zugegen. Zum Programm gehören auch Gedichte aus den Himmelsgedanken.[5] Im Radebeuler Tageblatt vom 15. März heißt es dazu:
- "Der Bettler" und "Ich kehre heim" sprachen ungemein an.[6]
Um welches Gedicht es sich bei Der Bettler handelt, ist nicht bekannt.
aktuelle Ausgaben[Bearbeiten]
- Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Union Verlag Berlin [Ost] 1988, S. 73 f. ISBN 3-372-00103-6 [Neusatz]
- Karl May: Himmelsgedanken. In: Karl May: Lichte Höhen. Lyrik und Drama. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 1998, S. 104 f. ISBN 3-7802-0049-X [modernisierter Neusatz]
- Karl May: Himmelsgedanken. Gedichte. Books on Demand GmbH Norderstedt 2005, S. 123 f. ISBN 3-8334-2518-0 [Reprint]
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Himmelsgedanken, S. 123 f.
- ↑ Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: Karl Mays Orientreise 1899/1900. Dokumentation. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1971, S. 165–215 (S. 179 f.). (Onlinefassung) Auch in: Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik II. Sonderband zu den Gesammelten Werken. Karl-May-Verlag Bamberg–Radebeul 2005, S. 266 f. ISBN 978-3-7802-0170-6.
- ↑ Hainer Plaul/Gerhard Klußmeier: Illustrierte Karl-May-Bibliographie, S. 244.
- ↑ Karl May: Himmelsgedanken, S. 125.
- ↑ Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 363.
- ↑ Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 364.
Literatur[Bearbeiten]
- Hans-Dieter Steinmetz: Jerusalem-Souvenirs eines Junglehrers. Karl Mays Gästebucheinträge in Fast's Lloyd-Hotel. In: Karl-May-Haus Information Nr. 23/2010, S. 54–62.
Weblinks[Bearbeiten]
- Der Text auf den Seiten der Karl-May-Gesellschaft.
- Der Text bei zeno.org.
- Der Eintrag Himmelsgedanken in der Bücherdatenbank.
- Der Eintrag bei himmelsgedanken.npage.de.
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