Max Winkler

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Emil Max Winkler war ein Steindruckerei-Faktor (Werkmeister) im Verlag H. G. Münchmeyer in Dresden-Niedersedlitz. Er arbeitete dort schon zu Lebzeiten des Verlagsgründers und auch noch zu Zeiten Adalbert Fischers und seiner Erben. Max Winkler war verheiratet und hatte mehrere Söhne und Töchter. 1888 - bei der Geburt seines Sohnes Ernst Martin lebte er im Jagdweg 7.

Max Winkler, Karl und Klara May[Bearbeiten]

Nach seiner Zeugenaussage vom 28. November 1907 in Dresden hatte Winkler Karl May im Jahre 1883 (wohl durch Heinrich Gotthold Münchmeyer) kennen gelernt.[1]

Arthur Meißner[Bearbeiten]

Max Winkler war wohl mit Münchmeyers Buchbindermeister Arthur Meißner befreundet, den er im Mai 1904 besuchte. Dabei machte Winkler – laut Zeugenaussage der Ehefrau Anna Meißner vom 27. November 1907 – ihm Vorwürfe darüber, dass er sich von Karl May einen fürs Gericht bestimmten Brief hätte diktieren lassen:

"Du bist ein dummes Luder. Dann mach' das doch nicht! Die Sache ist schließlich gar nicht so einfach, wie May das sagt. Du schreibst und man holt dich ab (:ins Gefängnis:) und Deine Familie hat keinen Ernährer. May fragt nicht danach, wenn Du im Gefängnis steckst, das glaube mir. – Unter fünftausend Mark schriebe ich keinen Brief. Ich tät' mich erst sichern."[2]

als Materialbeschaffer (1)[Bearbeiten]

Vermutlich im Zuge der Münchmeyer-Prozesse hatte May den Kontakt zu Winkler wieder aufleben lassen und konnte durch ihn an Informationen über den Münchmeyer-Verlag kommen.

Mays Ehefrau Klara vermerkte im April 1907 in ihrem Tagebuch:

Winkler schreibt[,] Sonntag d. 7 April starb Fischer.[3]

Auf den 17. Juli 1907 datiert eine Notiz Karl Mays:

Winkler sagt: Fischer sagte: Sie müssen alle gegen May aussagen denn mit den M'schen Werken steht u. fällt das Geschäft, es ist also ebensogut Ihre Existenz wie die meine.[4]

als Zeuge vor Kurt Larraß[Bearbeiten]

Dieser Weisung Adalbert Fischers folgte Max Winkler nicht, als er am 28. November 1907 in Dresden durch Kurt Larraß vernommen wurde. Er gab nur nach und nach zu, Karl und Klara May mehrmals besucht zu haben und mit Klara May im Briefwechsel gestanden zu haben. Außerdem habe er immer wieder Geld (zwischen zehn und hundert Mark) von dem Ehepaar erhalten:

Diese Beträge sollten, wie ich annehme, ein Entgeld für meine Bemühung für Beschaffung von Material in dem Prozeß gegen die Münchmeyer und eine Vergütung für die Unkosten, die ich hatte, sein.[5]

Am 3. und 5. Dezember 1907 wurde Max Winkler wiederum durch Larraß vernommen und äußerte sich vor allem über die Geldbeträge, die er von Mays erhielt. Weiterhin sagte er aus:

Davon, daß Herr Münchmeyer immer die schönsten Szenen selbst in die Mayschen Manuskripte hineingeschrieben hat, ist mir nicht das Geringste bekannt.[6]

Bei einem Besuch Winklers in der Villa "Shatterhand" am 24. Mai 1908 berichtete er – laut Klara Mays Schriftsatz vom 30. Mai 1908[7] – über diese Vernehmungen:

Wie der Untersuchungsrichter Larrass mich behandelt hat, spottet jeder Beschreibung. Wenn ich mit glühenden Zangen gezwickt worden wäre, würde es nicht schlimmer sein als die Behandlung, die dieser Mann mir angedeihen ließ. [...] Da ich aber trotzdem nichts Schlechtes über Karl May sagen konnte, Larrass damit aber nicht zufrieden war, drehte er mir die Worte um und diktierte gerade das Gegenteil von dem, was ich gesagt hatte. [...] Sobald ich irgend etwas Günstiges für May sagte, zuckte Larrass mit den Achseln und schnitt mit dem Gesicht Fratzen, so daß ich mir das verbat. [...] Ich war nach dieser mehrtägigen Tortur körperlich und geistig wie gebrochen [...][8]

Postkarten und Geschenke[Bearbeiten]

Am 29. November 1908 wollte Max Winkler Mays erneut besuchen, traf aber nur Wilhelmine Beibler an, die ihn von der Amerikareise Karl und Klara Mays informierte. Aus Amerika erhielt Winkler verschiedene Ansichtskarten, für die er sich am 4. Dezember bei Klara May bedankte.[9]

Für ein Weihnachtspräsent von Mays dankte Max Winkler schriftlich am 25. Dezember 1908.[10]

Die nächste bekannte Zeugenvernehmung Max Winklers fand am 17. September 1909 statt. Leider ist nicht überliefert, wer diese Vernehmung vorgenommen hat, noch, was ihr Ergebnis war.[11]

Zwei Tage später schrieb Winkler an Klara May, dass Oskar Gerlach (der Anwalt Pauline Münchmeyers) ihn zu Hause befragt hatte. Außerdem bittet er darum, Mays am 25. September besuchen zu dürfen.[12]

Den nächsten bekannten Kontakt zwischen Max Winkler und Mays stellt ein Brief Winklers an Klara May vom 14. Mai 1910 dar. Neben Dank für eine Ansichtskarte drückte er darin auch sein Mitgefühl wegen der Karl-May-Hetze aus:

Wenn die breite Öffentlichkeit nur wüßte, aus welchen Gründen diese Hetze ausgeführt wird. Nur nicht den Mut nicht sinken lassen, ich hoffe und wünsche das die Sache diesen Sommer noch ihren Abschluß zu Ihren Gunsten finden wird.[13]

auf Arbeitssuche[Bearbeiten]

Im Juni 1910 informierte Max Winkler Klara May in einem Brief darüber, dass er zum 30. September gekündigt worden ist:

Ich habe in den 10 Jahren seit Fischer das Geschäft übernahm sehr viel erduldet. Und bin ich eigentlich froh wenn ich heraus bin.

Weiterhin bat Winkler die Mays, sich nach einer Stelle für ihn – vielleicht bei Herrn Fehsenfeld als Buchhandlungsreisender – zu erkundigen.[14]

Klara May leitete diesen Brief sofort an Karl Mays Rechtsanwalt Franz Netcke weiter:

Bitte, sorgen Sie dafür, daß die Vernehmung des Mannes sobald als nur irgend möglich erfolgt, denn ich fürchte, wenn wir ihm nicht nach Wunsch dienen können, kann er sich eben nicht mehr besinnen.[15]

Seine Bitte an Klara May wiederholte Winkler am 23. Juni[16] und am 4. August.[17] Am 8. August schrieb er an Klara May, dass er sich selbstständig machen wolle und er keine Stelle im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld bekommen hat.[18]

als Zeuge vor Rudolf Feigenspan[Bearbeiten]

Am 25. August informierte Franz Netcke Karl May über die Zeugen im Münchmeyer-Prozess, die am 21. September vernommen werden sollen; Max Winkler stand ganz oben auf der Liste.[19] Die Zeugenvorladung muss Winkler spätestens am 28. August erhalten haben, denn unter diesem Datum schrieb er an Klara May darüber. Außerdem berichtete er davon, dass Pauline Münchmeyer sich bei seinem Sohn, den sie zufällig traf, nach Max Winkler und seiner Familie erkundigt hatte. Des weiteren merkt er an:

Ihr Freund welcher mir wegen einer Stellung, betr. meiner Lohnansprüche schreiben wollte, hat sich noch nicht bei mir gemeldet.[20]

Zur Unterstützung Karl Mays in seinem Prozess hatte Max Winkler ihm eine Aufstellung der Auflagenhöhen der Kolportageromane verschafft. In einem Brief an Klara May vom 17. September bat er darum, dies vertraulich zu behandeln:

Denn wenn bei der Gerichtsverhandlung gesagt wird, daß ich Ihnen den Auszug gegeben habe, so wird mich die Fa. H. G. Münchmeyer wegen Verletzung des Geschäftsgeheimniß sofort entlassen.[21]

Im Landgericht Dresden fand am 21. September von 9 Uhr morgens bis 2 Uhr nachmittags die Vernehmung von neun Zeugen statt, unter denen Max Winkler der erste war. Landgerichtsrat Dr. Rudolf Feigenspan vernahm die Zeugen im Beisein Karl Mays und seines Rechtsanwalts Netcke sowie wahrscheinlich der Gegenpartei. Über den Inhalt der Aussagen ist nichts bekannt.[22]

als Materialbeschaffer (2)[Bearbeiten]

Am 15. November 1910 besuchte Max Winkler Karl und Klara May in Radebeul.[23] Am folgenden Tag schrieb Klara May darüber an Franz Netcke:

Im Gespräch brachte er noch folgende Punkte, die mir sehr wichtig zu sein scheinen. [...] [Oskar] Schubert, der "nichts weiß", sagte nach dem Tode Münchmeyers eines Tages zu Winkler: "Heute ist May bei uns zum Essen, der schreibt nun wieder für uns, dann kommt ein anderer Geist in die Bude." [...] Karl May ist nach dem Tode Münchmeyers nur einmal dort gewesen und eben zu dem fraglichen Essen. [...] Ein anderer Punkt. Die Münchmeyer hat eines Tages zum Arbeiter Paul (jetzt bei Eichler) in Gegenwart von Winkler gesagt: "Das alte Waldröschen geht immer noch." Winkler sagte ferner: "Alle Maysachen gingen bis zum letzten Heft, da gab es keine Springer." [...] Adolf Münchmeyer, (der Neffe) sagte zu Winkler: "Ach, die Maysachen sind ja gar nicht zu gebrauchen, der Onkel und Walter müssen ja alles erst brauchbar machen." [...] Aus diesen Mitteilungen müssen wir Kapital schlagen, aber wie?[24]

Diese mündlichen Angaben wiederholte Max Winkler am nächsten Tag in einem Brief an Klara May.[25]

Ende November 1910 erschien Lebius' Buch Die Zeugen Karl May und Klara May, das unter anderem Max Winklers Zeugenaussagen von 1907 enthielt. Karl May erwirkte bald darauf eine einstweilige Verfügung gegen dieses Werk. In einem Brief an seinen Rechtsanwalt Franz Netcke widersprach May am 23. April 1911 etlichen im Lebius-Buch gemachten Behauptungen, auch der über Max Winkler:

Es ist nicht wahr, daß Winkler solche Summen erhalten hat. Er arbeitete für mich und wurde dafür honorirt. Ich arbeite nämlich an einem Buche über die Münchmeyersche Kolportage. Ein einziges Mal habe ich 50 Mark Honorar gegeben, 100 aber nie.[26]

Weitere Begegnungen oder Korrespondenzen zwischen Mays und Max Winkler sind nicht bekannt.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 85.
  2. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 84 f.
  3. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 182.
  4. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 322.
  5. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 85.
  6. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 87.
  7. Bereits am 25. Mai hatte Klara May Ähnliches in einem Brief an Kurt Larraß erwähnt, vgl. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 100.
  8. Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May, S. 108 f.
  9. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 458.
  10. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 470.
  11. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 561.
  12. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik IV, S. 562.
  13. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 149 f.
  14. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 180.
  15. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 180.
  16. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 184.
  17. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 244.
  18. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 252.
  19. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 280.
  20. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 287 f.
  21. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 311.
  22. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 313.
  23. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 352.
  24. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 353.
  25. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 354.
  26. Sudhoff/Steinmetz: Karl-May-Chronik V, S. 451.

Literatur[Bearbeiten]

Informationen über Zeitgenossen Karl Mays finden Sie im Namensverzeichnis Karl May – Personen in seinem Leben von Volker Griese unter Mitwirkung von Wolfgang Sämmer.

KMChronik winz frontal.jpg Die fünfbändige Karl-May-Chronik ist ein Standardwerk der Karl-May-Forschung. KMChronik winz.jpg

Dieter Sudhoff/Hans-Dieter Steinmetz: Karl-May-Chronik I bis V. Sonderbände zu den Gesammelten Werken.
Karl-May-Verlag BambergRadebeul 2005/2006. ISBN 978-3-7802-0170-6
Sie ist erhältlich beim Karl-May-Verlag.