Mir von Ardistan
Werke mit Mir von Ardistan | |||
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Ardistan und Dschinnistan II |
Schedid el Ghalabi ist der eigentliche Name des Mir von Ardistan. Er ist der Herrscher ("Mir" steht für "Emir" = "Fürst") über alle Länder, die auf Sitara zu Ardistan gehören. Er ist ein Gewaltmensch, ein despotischer Tyrann, der kein Gesetz kennt, als nur seinen eigenen Willen. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne und zwei Töchter. Der einzige Mensch aber, mit dem der Mir in Liebe verbunden war, ist seine verstorbene Mutter.
- [Die Stimme] klang tief und rein und gar nicht unsympathisch. Die Zunge stieß, wie es schien, bei den Konsonanten 'Sin' und 'Sad' ein wenig an. [...]
- Er stand in den mittleren Jahren, war hoch und schlank, aber kräftig gebaut, und hatte einen köstlichen, nachtdunklen, bis auf die Brust herabwallenden Bart, der sein männlich schönes, farbloses Gesicht fast totenbleich erscheinen ließ. Seine Augen waren sogenannte Rätselaugen. Man mußte sie studiert haben, ehe man wagen konnte, sie zu beschreiben.[1]
Der Mir betrachtet den Mir von Dschinnistan als seinen größten Feind und erklärt ihm den Krieg. Kara Ben Nemsi reist mit Hadschi Halef Omar im Auftrag Marah Durimehs zum Mir in dessen Hauptstadt Ard, um die Lage zu sondieren. In Ard werden sie gefangengenommen und vom Mir empfangen. Dieser will sie aber über seine Person im Unklaren lassen und lässt den Panther, seinen Günstling, die Rolle des Mirs spielen; er selbst wohnt der Vorführung, in dichte Kleider gehüllt, unerkannt bei. Das aufrechte Verhalten des Ich-Erzählers und seines Dieners sowie die Treue ihrer Hunde Aacht und Uucht beeindrucken den Mir, der Hunde mehr liebt als Menschen, weil sie treu und nicht heuchlerisch sind. Er ist froh, in Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar aufrichtige Menschen gefunden zu haben.
Zum Schloss des Mirs gehört eine ehemalige christliche Kathedrale, die nur alle hundert Jahre den Christen für eine Weihnachtsfeier überlassen wird. Dieser Zeitpunkt ist gerade wieder gekommen. Als der Mir Kara und Halef, mit denen er sich angefreundet hat, inkognito durch Ard führt, zündet er beim Besuch des christlichen Gottesdienstes in der Schlosskathedrale versehentlich den Stern von Bethlehem an. Damit erfüllt er den ersten Teil einer alten Verheißung, die Frieden für Ardistan prophezeit, wenn ein Mir von Ardistan diesen Stern entzündet. Mit Hilfe seiner Hunde kann Kara Ben Nemsi einen Mordanschlag auf den Mir vereiteln. Der Mir erfährt, dass eine Rebellion gegen ihn geplant ist, an der sich nur die Christen nicht beteiligen. Kara bietet ihm die Hilfe des Dschirbani gegen die Rebellen an. Auf eine Bitte Karas hin erlaubt der Mir den Christen, das Weihnachtsfest in großem Rahmen zu feiern. Der Ich-Erzähler selbst richtet das Weihnachtsfest aus und organisiert ein regelrechtes Weihnachtsgeschäft. Die Weihnachtsfeier in der Kathedrale, bei der Abd el Fadl und Merhameh singen, leitet eine Wandlung des Mirs ein; so wird sein Verhältnis zu seiner Frau und seinen Kindern nun herzlicher.
Kara Ben Nemsi findet Beweise dafür, dass der einzige Mensch, dem der Mir vertraute, der Panther, das eigentliche Haupt der Rebellion ist. Der Panther lockt den Mir, Kara und dessen Gefährten in die Stadt der Toten, wo sie verschmachten sollen. Unter dem Eindruck der Anklage eines seiner früheren Offiziere und der scheinbar ausweglosen Situation in der Stadt der Toten wird der Mir immer stiller und in sich gekehrter. Er erinnert sich der Sage vom Maha-Lama-See und eines Traumes, den alle Mire von Ardistan träumen, den Traum von der Dschemma der Lebenden und der Dschemma der Toten. Dieser Traum wird nun wahr. Man findet in der Totenstadt Räumlichkeiten, in denen versteinerte Mumien der Herrscher Ardistans vor ihren Schuldbüchern sitzen und auf Erlösung warten. Dort, bei dieser Versammlung der Toten, in der auch der Vater und der Großvater des Mirs sitzen, wird dem Mir die Dschemma der Lebenden angekündigt, eine Gerichtsverhandlung, in der er sich für seine Taten und die Taten seiner Vorfahren zu verantworten hat. Unter der Last dieser Erlebnisse ändert der Mir nach hartem innerlichem Kampf seinen Charakter und seine Ansichten. Bei der Verhandlung, an der neben Kara und Halef auch Abd el Fadl, Merhameh, der Dschirbani und als Vorsitzender Abu Schalem teilnehmen, nimmt der Mir alle Schuld seiner Vorfahren auf sich und will sie zusammen mit seiner Schuld sühnen. Daraufhin wird ihm vergeben. Der Mir hat gezeigt, dass er nicht mehr Gewaltmensch ist, sondern auf dem Weg zum Edelmenschen.
Aus der Stadt der Toten entkommen, zieht er nach Ard, wo inzwischen die Christen unter dem Basch Nasrani in einer Gegenrevolution die Macht für den Mir zurückgewonnen haben. Mit den Truppen des Dschirbani und des Schech el Beled verfolgt er den Panther durch Schimalistan bis nach El Hadd, der Residenz des Schech. Dort trifft er auf Marah Durimeh, die ihn und den Schech zusammen die Schleusen des Flusses Ssul (Friede) öffnen lässt, was zum Ende des Panther führt und Ardistan endgültig Frieden und Wohlstand bringt.
In der Erzählung "Merhameh" wird erwähnt, dass der Mir Omar Ben Amarah sowie dessen Vater und Bruder erschießen lassen wollte, da sie sich gegen ihn erhoben hatten. Auf Bitten Merhamehs ließ er sie frei. Es ist da die Rede vom damaligen Mir, so dass nicht ganz klar ist, welcher Mir gemeint ist.
Anmerkungen[Bearbeiten]
- ↑ Karl May: Der Mir von Dschinnistan. In: Deutscher Hausschatz 1908/09, 4. Kap., S. 188 f.
Literatur[Bearbeiten]
Informationen zu Figuren in Karl Mays Werken finden Sie auch im Karl May Figurenlexikon.
Die zweite Auflage dieses Werkes finden Sie online auf den Seiten der KMG.