Ein Rathgeber Friedrichs II.

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Ein Rathgeber Friedrichs II. ist eine Anekdote aus der Rubrik Allerlei der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte. Er wurde in Nummer 51 abgedruckt.

Text[Bearbeiten]

Ein Rathgeber Friedrichs II.
machte diesem einst schriftlich den Vorschlag, den in der königlichen Tabaksfabrik arbeitenden Tagelöhnern von ihrem täglichen Arbeitslohn, der in acht Groschen bestand, den vierten Theil abzuziehen, indem sie doch nur drei Viertheile des Tages arbeiteten. Friedrich befahl, ihm über den Vorschlag zu berichten. Als er erfuhr, daß diese Arbeiter größtentheils betagte Invaliden waren, und man ihm versicherte, daß sie eher Zulage als Abzug verdienten, richtete er an den Rathgeber folgendes Handbillet:
"Ich danke dem Herrn Rath für seine guten Gesinnungen und seinen ökonomischen Vorschlag, finde aber denselben um so weniger annehmbar, da die armen Fabrikarbeiter ohnehin so kümmerlich leben müssen und ihre Kräfte bei den theuren Lebensmitteln vollends zusetzen. Indessen will ich doch Seinen Plan und die darin bemerkte gute Gesinnung annehmen und Seinen Vorschlag an Ihm selbst in Anwendung bringen. Demzufolge werden Ihm von nun an jährlich tausend Reichsthaler an Tractament abgezogen mit dem Vorbehalt, daß Er sich über’s Jahr wieder melden und mir berichten kann, ob dieser Etat und Abzug Seiner eigenen häuslichen Einrichtung vortheilhaft oder schädlich sei. Im ersten Falle will ich Ihm von Seinem ohnehin so großen als unverdienten Tractament von viertausend Reichsthalern auf die Hälfte heruntersetzen und Ihn, wenn Er damit zufrieden ist, für seine patriotische und ökonomische Gesinnung loben, und auch bei Anderen, die sich dieserhalb melden werden, diese Verfügung in Applikation bringen.
Potsdam, den 29. Junius 1786. Friedrich."

Herkunft[Bearbeiten]

Die Anekdote stammt nicht von Karl May. Sie wurde in Varianten bereits seit spätestens 1787 verbreitet. Nachgewiesen wurden Varianten 1787 in Rosen auf das Grab Friedrichs des Einzigen, 1788 in Der Geist Friedrichs des Einzigen, 1833 in Nummer 143 der Bayreuther Zeitung, 1835 in Nr. 24 der Bayerischen National-Zeitung, 1843 in Nummer 64 des zwölften Jahrgangs von Der Sammler. Ein Blatt zur Unterhaltung und Belehrung. (Beilage zur Augsburger Abendzeitung), in Nummer 90 des vierten Jahrgangs von Münchener Morgenblatt und in Nummer 52 des ersten Jahrgangs der Neuen Folge von Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung, 1862 in Nummer 63 des 27. Jahrgangs von Der Erzähler. Ein Unterhaltungsblatt für Jedermann und in Nummer 184 des 79. Jahrgangs der Kempter Zeitung sowie 1868 in Nummer 17 von Plauderstübchen. Unterhaltungsblatt zum Kaiserslauterer Boten für Stadt und Land und im Conversations=Blatt. (Beiblatt zum Regensburger Tagblatt).