Leipzig in Berlin

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Leipzig in Berlin ist ein Gedicht aus der Rubrik Allerlei der von Karl May redaktionell betreuten Zeitschrift Schacht und Hütte. Es wurde in Heft 46 abgedruckt.

Text[Bearbeiten]

Leipzig in Berlin.
Hab‘ in Berlin schon lange Zeit
Das Klick, mich umzudrehen,
Und allerlei Merkwerdigkeit
Und Wunder anzusehen.
Doch Mängel sind aach in Berlin,
Denn wo ich irgend komme hin,
Da giebt es Leite fein und roh.
In Laipzig ist es äberso.
Main Herr hat seinen pesten Freund
Gemacht zum Hausgenossen.
Und hat’s zu ihm sehr kut gemaint,
Doch hat’s mich schwer vertrossen,
Für meines Herren Eheweib,
Sehr liebenswerth an Seel‘ und Leib,
Entbrannt‘ der Hausfreund lichterloh.
In Laipzig ist es äbenso.
Die Bergerdächter sind gar fein
Und weiß, wie die Emaille,
Und wenn sie fest geschnüret sein,
Umspannt man ihre Daille.
Allein des Lebens Leid und Kram
Zu dragen dennoch Kraft sie ham,
Sind stets in tulci jupillo.
In Laipzig ist es äbenso.
In’s Obern- und Deatherspiel
Da bin ich aach gewesen,
Gesang und Sprach‘ war mit Gefiehl
Und Alles auserlesen.
Aach das Pallet hab‘ ich gesehn,
’ne Dänz’rin mit ä rundes Peen
Ei, die veracht‘ man nirgends wo,
In Laipzig ist es äbenso.
Hab‘ aach in die Conditorei
So manches Mal gesessen
Und mich natierlich aach derbei
An Kuchen satt gegessen.
Jedoch ä Herr mit Bordebee
Genießt für’n Kresch’n ä Päsee,
Die neiste Zeitung und – verre d’eau.
In Laipzig ist es äbenso.
Doch giebt es werklich in Perlin
Recht viele arme Leite,
Und von die werthe Kaufleit d’rin
Geht aach so mancher bleite.
Doch komm’n sie einst in Himmel ’nauf,
Da höret alle Plage auf,
Die Säligkeit macht ewig froh.
In Laipzig ist es äbenso.

Herkunft[Bearbeiten]

Das Gedicht stammt nicht von Karl May. Es ist eine Übernahme aus dem ersten Band von Museum komischer Vorträge für das Haus - und die ganze Welt. Dort wurde es unter dem Titel Urtheile über Berlin. Von einem Hausdiener aus Leipzig abgedruckt.