Skutari (Albanien)

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Brücke von Mes (Aufnahme von 1906)

Skutari (deutsch), Shkodra (albanisch, auch Shkodër), Scutari (italienisch), Скадар (Skadar, serbisch), İşkodra (türkisch) ist eine Stadt in Nord-Albanien am Skutarisee nahe der Grenze zu Montenegro. Skutari ist stets das kulturelle, wirtschaftliche und politische Zentrum der Region gewesen. Sie hat derzeit rund 75.000 Einwohner (2011) und ist die fünftgrößte Stadt Albaniens.

Allgemeines[Bearbeiten]

In der Antike trug Skutari den lateinisch/illyrischen Namen Scodra (erstmals erwähnt im 4. Jahrhundert v. Chr.). Seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. ist die Stadt slawisch besiedelt. 1479 wurde Skutari von den Osmanen nach langer Belagerung erobert, entvölkert und verwüstet. Nach dem Wiederaufbau wurde sie Hauptstadt des gleichnamigen Vilâyets (osmanischer Verwaltungsbezirk). Um 1660 schildert der türkische Reisende Evliya Çelebi[1] sie als blühende Handelsstadt mit 1.800 Häusern (das entspricht etwa 9.000 Einwohnern, etwas mehr als Berlin in jener Zeit). Ein berühmtes osmanisches Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert ist die Ura e Mesit (Brücke von Mes) 8 km vor der Stadt. Im Jahre 1860 wurde von Österreich-Ungarn ein Jesuitenkolleg in Shkodra gegründet. Im 19. Jahrhundert lebten in der Stadt zu ihrer Hochblüte mehr als 40.000 Menschen.

bei Karl May[Bearbeiten]

Skutari (Albanien)
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Orientzyklus

Reiseroute nach Antivari

Im Karl Mays Orientzyklus (Reiseerzählungen Bd. 1–6) wird Skutari als Wohnort der Familie Galingré erwähnt. Der Kaufmann Galingré verschwindet spurlos in Nordafrika, sein Neffe Paul Galingré sucht nach ihm und wird von Hamd el Amasat im Wadi Tarfaui ermordet. Pauls Vater Henri Galingré wird von Hamd el Amasat in die Gefangenschaft des „Schut” Kara Nirwan gebracht und von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar befreit. Die restliche Familie – Henris Gattin, ihre Tochter und Pauls Gattin Emilie – wird von Skutari fortgelockt und soll an der „Verräterspalte” beraubt und ermordet werden. Auch dies kann am Schluss des Bandes Der Schut durch Kara Ben Nemsi verhindert werden. Die letzten Tage der Reise verbringen die Gefährten in Skutari:

Wir stiegen im Gasthof des Anastasio Papanico ab, welcher allerdings nur zwei Fremdenzimmer hatte, die glücklicher Weise nicht besetzt waren. Hier konnten wir uns gründlich restauriren und das Gefühl, halbwilde Menschen geworden zu sein, von uns werfen.
Der Lord schickte sofort einen Expressen nach Antivari, um dem Kapitän seinen neuen Reiseplan mitzutheilen, und ich hatte nichts Eiligeres zu thun, als zu einem Barbier zu gehen und mich dann mit einem neuen Anzug und frischer Wäsche zu versorgen. Daß wir Alle ein sehr gründliches Bad nehmen mußten, verstand sich ganz von selbst.
Dann spielten wir die Herren und ließen uns auf dem Skutarisee, von welchem aus die Stadt einen wunderschönen Anblick bietet, spazieren fahren. Als wir nach Hause kamen, wartete ein Polizeibeamter, bei welchem sich drei roth gekleidete Khawassen befanden, auf uns; der Wirt hatte uns angemeldet. Als der Mann meine Pässe sah, zog er sich unter den ehrerbietigsten Verbeugungen zurück, wozu wohl das reiche Bakschisch, welches der Lord ihm gab, das Meiste beigetragen hatte.
Skutari trägt, obwohl es am adriatischen Meer liegt, einen durchaus orientalischen Charakter. Es liegt theils in einer fruchtbaren Ebene, theils auf einer Hügelgruppe, welche diese Ebene begrenzt und auf ihrem höchsten Punkt ein verfallenes Kastell[2] trägt. Diese Stadt besteht eigentlich aus mehreren Dörfern, welche mit einander verbunden und deren Häuser fast ausschließlich aus Holz gebaut sind.[3]

Den Gasthof des Anastasio Papanico mit seinen zwei Fremdenzimmern und den dortigen Besuch der rot gekleideten Polizeibeamten fand May in der von ihm regelmäßig gelesenen und als Quelle verwendeten Zeitschrift Die Gartenlaube.[4] Als weitere Quelle diente laut Michael Schmidt-Neke[5] das 1881 erschienene Werk Oberalbanien und seine Liga von Spiridion Gopčević.[6]

Allgemeine Beschreibungen Skutaris standen Karl May in mehreren Werken in seiner Bibliothek zur Verfügung (Auswahl):

  • Busch, Moritz: Lloyd's Illustrirte Reisebibliothek. 5. Band. Der Orient. II. Griechenland. Literarisch-Artistische Abtheilung des Oesterr. Lloyd, Triest 1859 (Inventar-Nr. KM0703)
  • Lindner, Friedrich Ludwig: Gemälde der Europäischen Türkei. Verlag des geografischen Instituts, Weimar 1812 (Inventar-Nr. KM0187)[7]
  • Robert, Cyprien: Die Slawen der Türkei, nämlich: Serbier, Montenegriner, Bosniaken, Albanesen u. Bulgaren; oder Darstellung ihrer Hilfsquellen, ihrer Tendenzen und ihrer politischen Fortschritte. 4.-6. Theil Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1844 (Inventar-Nr. KM0554)
  • Schwarz, Bernhard: Montenegro. Paul Frohberg, Leipzig 1883 (Inventar-Nr. KM0721)
  • von Schweiger-Lerchenfeld, Amand: Der Orient A. Hartleben, Wien / Pest / Leipzig 1882 (Inventar-Nr. KM0472)

Im Orientzyklus bezeichnet May die Stadt meist als Skutari. Vereinzelt nennt er sie aber auch als Scutari[8], Schkodra[9] oder Iskenderiëh[10]. Alle diese Bezeichnungen waren Ende des 19. Jahrhunderts üblich.

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Eintrag Evliya Çelebi in der Wikipedia.
  2. Das Kastell war am 20. Dezember 1874 durch die Explosion des Pulverturms infolge Blitzeinschlags zerstört worden.
  3. Karl May: Durch das Land der Skipetaren. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 14. Jahrgang 1887/1888, Heft 17, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 748.
  4. v. C.: Unter den Montenegrinern und Muselmännern In: Die Gartenlaube, Jahrgang 1876 Nr. 38, Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig, S. 640.
  5. Schmidt-Neke, Michael: Pseudologia phantastica und Orientalismus — Albanien als imaginäre Bühne für Spiridion Gopčević, Karl May und Otto Witte In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2006, Hansa Verlag Ingwert Paulsen jr., Husum 2006 S. 151 ff.
  6. Gopčević, Spiridion: Oberalbanien und seine Liga. Ethnographisch, politisch, historisch geschildert. Duncker & Humblot, Leipzig 1881
  7. Dies ist die einzige für den Orientzyklus verwendete Quelle, die May — wenn auch etwas verfremdet — angibt:
    Karl May: Durch das Land der Skipetaren. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 14. Jahrgang 1887/1888, Heft 4, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 129
  8. Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 7. Jahrgang 1880/1881, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, Nr. 22 S. 346 und Nr. 23 S. 364.
  9. Karl May: Stambul. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 9. Jahrgang 1882/1883, Nr. 24, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 378.
  10. Karl May: Stambul. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 9. Jahrgang 1882/1883, Nr. 22, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, S. 347.
    Karl May: Giölgeda padiśhanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche. In: Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, 11. Jahrgang 1884/1885, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg, Nr. 10, S. 147 und Nr. 11, S. 163.