Pacha

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Pacha
im Werk Karl Mays
Weltkarte1911.jpg

Der Schut

Reiseroute über Pacha

Pacha ist ein Ort, über den Karl May im Orientzyklus die Reiseroute seiner Helden Kara Ben Nemsi, Halef, Omar, Osko und David Lindsay führt. Zuvor war ihnen in Rugova der Schut entkommen. Sie befürchten, dass er der Familie Henri Galingrés entgegenreitet, um sie auszurauben und zu ermorden.

„Um Gottes willen!“ rief Galingré. „Meine Frau, meine Tochter und mein Schwiegersohn befinden sich in größter Gefahr. Herr, säumen Sie nicht. Wir müssen sogleich aufbrechen, sogleich!“
„Haben Sie Geduld!“ mahnte ich. „Wir dürfen uns nicht überstürzen. Vor allem müssen wir wissen, wohin der Weg führt, welchen er eingeschlagen hat.“
„Das kann ich dir sagen,“ antwortete Ranko, der Neffe Stojkos. „Ich weiß, welche Absicht er hat. Die Verwandten dieses Herrn kommen von Skutari. Die Straße von dorther geht über Skala, Gori, Pacha, Spassa und endlich Rugova. Von Pacha aus wendet sie sich nordwärts nach Spassa und von dort aus wieder nach Südost gen Rugova. Sie bildet also einen bedeutenden Winkel, welcher einen großen Umweg bedingt. Der Schut weiß das. Er reitet gar nicht nach Spassa, sondern direkt westwärts nach Pacha. Der Weg dorthin ist zwar nicht befahren und ist sehr schlecht, aber man vermeidet, wenn man ihn benutzt, den ungeheuren Bogen und kommt anstatt in sieben Stunden in der halben Zeit in Pacha an. Er hat die Absicht, uns sehr weit voran zu kommen.“
[1]

Begleitet von Galingré und Ranko nehmen sie dieselbe Abkürzung wie der Schut und gelangen so nach Pacha. Hier erfahren sie, dass der Schut auf der Straße nach Skutari zum Newera-Khan reitet, um dort auf Galingrés Familie zu treffen. Trotz der inzwischen angebrochenen Nacht geht der Ritt unverzüglich weiter.

May hat diesen Ort, wie alle anderen in den letzten drei Bänden des Orientzyklus —mit Ausnahme von Bu-kiöj—, der „Karte der Balkanländer“ von Friedrich Handtke aus dem Jahr 1878 entnommen.[2] Er ist dort, genau wie May es beschreibt, an der von Prisren über Rugova, Spassa, Pacha, Gori und Skala nach Skutari führenden Straße nachgewiesen. Die Richtigkeit dieser Kartendarstellung ist jedoch stark anzuzweifeln, obwohl sie sich auch in anderen Karten findet.[3] Zwei Geografen haben diese Straße bereist und beschrieben: Boué zwischen 1836 und 1838[4] und von Hahn 1863.[5]. Beide Beschreibungen sind sehr detailliert; sie nennen jedes der sehr wenigen Dörfer und jeden der umso zahlreicheren Gasthöfe, aber etwas ähnliches wie Pacha ist nicht darunter. Das einzige Dorf, das die Straße in dieser Gegend berührt, ist Vlet (Boué) bzw. Flet (von Hahn) Flet ist heute noch unter diesem Namen vorhanden; es hat also seit mindestens 1838 seinen Namen nicht geändert und kann nicht mit Pacha identisch sein.

Die geografische Expedition von Hahns im Jahre 1863 fand statt, weil das gesamte Gebiet des Drin aus westeuropäischer Sicht vollkommen unerforscht war. Pacha war jedoch schon vorher in der Karte an genau der gleichen Stelle eingetragen wie noch bis mindestens 1885. Der Karteneintrag ist demnach vollkommen bedeutungslos,[6] er weist lediglich darauf hin, dass es im weiteren Umkreis ein Dorf dieses oder ähnlichen Namens gegeben haben mag.[7] Eine Klärung, was es mit dem Pacha der alten Karten auf sich hat, wird demnach nicht mehr möglich sein.

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Karl May: Der Schut. Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1892, S. 470.
  2. Handtke, Friedrich: Generalkarte der Balkanhalbinsel. C. Flemming, Glogau 1878. (Inventar-Nr. KK041 in Karl Mays Bibliothek)
    Schönbach, Ralf: „Zu einem guten Kartenleser gehört schon Etwas...“. Die Quellen der Balkan-Romane Karl Mays. In: Dieter Sudhoff/Hartmut Vollmer (Hrsg.): Karl Mays Orientzyklus. Karl-May-Studien Band 1. Igel Verlag Paderborn 1991, S. 202–218. (Onlinefassung)
  3. siehe hierzu den Abschnitt Geografische Aspekte im Artikel Orientzyklus
  4. Ami Boué: Recueil d'Itinéraires dans la Turquie d'Europe, tome premier W. Braumüller Wien 1854 S. 324-335
  5. Johann Georg von Hahn: Reise durch die Gebiete des Drin und Wardar, Kaiserliche Akademie der Wissenschaften Wien 1867 S. 217-221
  6. Der Verfasser der Karte, die damals als die beste galt, Heinrich Kiepert, war selbst dieser Ansicht. Er bezeichnet seine eigene Karte im Anhang zu von Hahns Reisebericht als so unzuverlässig, dass es ein „irrationelles Verfahren“ sei, eine Kopie der Karte anzufertigen und darin Ergänzungen einzutragen.
  7. Ebenso gut kann es sich aber auch nur um einen Han gehandelt haben, wie man am Beispiel Derbend sieht. Berghaus beklagt in seinem Almanach für das Jahr 1838 die Albernheit, die Namen von Gasthöfen in Karten einzutragen, obwohl sie sich bei jedem Besitzerwechsel ändern können.